Jul 14

Seit längerem bin ich nun schon wieder mit dem Gedanken an eine Tageszeitung schwanger. Doch von vorn: Früher™, als wir noch im Sauerland gewohnt haben, gab es kaum Auswahl. Da war (an Lokalangeboten) entweder die Westfälische Rundschau, oder die Westfalenpost (beides WAZ-Gruppe) im Abo.

Nach dem Umzug ins Rheinland (genauer Königswinter) kam dann der General-Anzeiger ins Spiel. Man fühlte sich einigermassen informiert. Ich muss dazu sagen, dass mir eine Papierzeitung allenfalls Stichworte bietet, und ich interessante Dinge eh im Netz nachrecherchiere (Medienkompetenz und so :). 2 Jahre später, endlich sesshaft in Unkel geworden, stand ich nun vor einem Dilemma. Nicht mehr NRW, und auch (gefühlt) nicht Rheinland-Pfalz. Unkel ist quasi der fast nördlichste Teil von RLP auf der rechten Rheinseite. Mit dem Effekt, dass der Generalanzeiger den lokalen Part nicht mehr abdeckte (nicht NRW) und die Rheinzeitung, die 2-3 mal in denen ich das Blatt an der Tankstelle gekauft hatte, lokal auch nicht so richtig überzeugen konnte.

Fazit: Projekt “Jörg kommt ohne Tageszeitung aus – das Netz bietet ja alles” wurde gestartet.

Jetzt, knapp 2,5 Jahre, und ca. 10 Testkäufe der Rheinzeitung (Printvariante) später erkläre ich das Projekt für gescheitert. Die RZ muss (mangels Alternativen, was das Lokalgeschehen angeht) an den Start. Nun gut – mal auf der RZ-Seite umsehen. Ahhh – Abo’s! Aber wo sind die Preise? Dank des schnellen und unkomplizierten Supports des RZ-SocialMedia-Teams (Danke an dieser Stelle!) via Twitter hatte ich die auch schnell gefunden und bin dabei über das “Digitalabo” gestolpert.

Digitalabo? Klingt spannend!

Erster Begeisterung folgte schnell die Ernüchterung. Das DigitalAbo des Blatts ist nett gedacht, aber bescheiden umgesetzt. Man lädt eine “App” auf sein Tablet, und kann dann aus der Äpp heraus entweder “Demoausgaben” (zum Test reicht das), volle Tageszeitungen (In-App-Purchase) oder unter Angabe seiner Abo-Nummer die Zeitung aufs Tablett/Smartphone laden. Bis dahin alles fine. Nun, was erwarte ich von einer Digitalausgabe der Zeitung, und was wird mir tatsächlich geboten?

  1. Wenn die Zeitung schon digital vorliegt, wünsche ich mir, ähnlich RSS, ein Inhaltsverzeichnis, in dem ich schnell von Ressort zu Ressort (Politik, Wirtschaft, Kultur, Lokales, …) springen kann. Ist sogar rudimentär vorhanden – man muss allerdings erstmal auf die Idee kommen, das “Sternchen” oben rechts in der App (welches normalerweise für “Favoriten” o.ä. steht) anzuclicken. Leider war es das dann aber auch schon mit dem Inhaltsverzeichnis. Einen Index der Artikel sucht man vergebens. Ich meine: Hey, die Daten liegen doch vor. Stattdessen wird mir die Zeitung so präsentiert, als wenn ich sie in Papierform vor mir hätte, unnütze Animationen beim “Umblättern” incl. – Index: Fehlanzeige
  2. (Internet-)Links. In der gedruckten, wie in der Digitalen Ausgabe wird oft am Ende eines Artikels auf einen weiterführenden Artikel im Netz verwiesen. So lange man sich in der “Übersichtsanzeige” (in der selbst auf einem Tablet die Artikel nicht lesbar – weil zu klein – sind), kann man bei einigen Artikeln auch auf einen “roten Pfeil” clicken, und den Links folgen. Klappt aber auch nur bei diesen roten Pfeilen. Links die im Fliesstext auftauchen, lassen sich leider nur per mühsamen Copy&Paste manuell öffnen. Funktionen, wie sie bspw. in Feedreadern benutzt werden (Open link in Browser / Twitter link / etc.): Fehlanzeige. Im “Einzel-Lesemodus” (siehe Punkt 3) tut das schon etwas besse – zumindest werden dort Links als solche erkannt, und auch angezeigt.
  3. Printlayout auf eine Onlineausgabe zu übertragen, halte ich gelinde gesagt für mutig. Das klappt, wenn man Mehrwert bietet (Die Wired sei hier lobenswert erwähnt), aber nicht wenn man das Ding einfach 1:1 auf das Lesedevice legt. “Doppeltap” auf einen Artikel funktioniert nur teilweise, da sich der Textfluss stoisch am Printlayout orientiert. Mit anderen Worten: Fliesstext um ein Bild herum ist auch in der App weiterhin Fliesstext um ein Bild herum. So etwas unterbricht den Lesefluss, und damit die Freude am Blatt. Merke gerade: Wenn man keinen Doppeltap, sondern einen einfachen Click macht, poppt eine Art Reader auf, in dem das Lesen schon besser funktioniert. Ein “Schliessen” sucht man vergeblich – geschlossen wird der Reader, in dem man nochmals tappt (ich tappe da eher in die Falle, denn wenn das Ding scrollt, tappt man ja auch einmal, um es anzuhalten – hier wird dann in der App der Artikel geschlossen) Intuitiv geht aber anders. Diese Reader-Nummer funktioniert übrigens nur, wenn man nicht schon vorher im Layout herumgezoomt hat. Schade.
  4. Last but not least: Warum gibts das ganze nicht als ePub oder im freundlichen RSS-Format?

Fazit für mich: Die Papierausgabe werde ich zunächst mal abbonieren. Bei der Digitalausgabe ist die Rheinzeitung auf einem guten Weg, aber es gibt noch sehr viel zu tun, bis das Teil rund ist. Kostenpunkt des “Maschinen”-Abos: ca. 3 Euro monatlich zusätzlich zum normalen Totholz-Abo. Das ist fair. Aufgrund der o.g. Punkte bleibts dann für mich auch erstmal beim Papierabo.

2 Responses to “Digitalabo bei der Rheinzeitung”

  1. Axel sagt:

    Mein letztes Abo einer gedruckten Tageszeitung liegt bereits Jahrzehnte zurück und das ob meines doch noch verdammt jungen Alters. 😀

    Zwischendurch hatten wir hin und wieder einmal ein Probeabbo meist von der WAZ-Gruppe oder die Ausgaben, die uns der Nachbar in seinem Urlaub überließ. Da ich mir aber morgens keine Zeit zum Lesen einer Zeitung lasse und wg. der teilweise recht späten Zustellung eh nur alle drei Wochen in den Genuß käme, habe ich das Thema gar nicht mehr aufgegriffen. Abends sind die Nachrichten dann ja eh schon wieder alt und dank Radio im Büro bekommt man das Wichtigste auch dort in den Nachrichten mit.

    Ich informiere mich ansonsten rein digital über meinen TinyTiny-RSS, wo ich diverse lokale und überregionale Seiten aboniert habe. Dazu lese ich in der Pause noch die Headlines bei SPON.de o.ä.

    Für mich muss niemand mehr einen Baum abholzen und bedrucken.

  2. Joerg sagt:

    Wie im Text beschrieben, haben wir es jetzt 2,5 Jahre ohne probiert. Klappte nicht.
    Ist aber, vermutlich, auch immer eine Frage des Medienkonsums im allgemeinen. Da zuhaus, ausserhalb des Tatorts, die Flimmerkiste nie läuft (kaum zu glauben), haben wir für uns festgestellt, dass Radio und Netz allein nicht ausreichen.
    Hätte das ganze auch gerne als “Digitale” Zeitung gehabt. Aber da gibts halt noch zu viel zu tun für die Verlagswelt (s. Artikel).
    TT-RSS hab’ ich übrigens auch im Einsatz. Aber mehr für Techthemen und Blogs.

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